Es ist der Kampf David gegen Goliath: der auf Zeilenhonorar arbeitende freischaffende Journalist Juan Moreno gegen den renommierten, preisgekrönten Spiegel-Redakteur Claas Relotius.
Relotius wurde für seine elegant komponierten Reportagen bewundert, und wichtige Personen im Spiegel-Imperium galten als seine Förderer. Moreno entdeckte jedoch Ungereimtheiten bei einer Zusammenarbeit mit ihm und entwickelte Zweifel an den von Relotius geschriebenen Passagen.
Seiner aufwändigen Nachrecherche, die Fehler aufdeckte, wurde im Spiegel allerdings kein Glauben geschenkt und es bedurfte eines großen Aufwandes seinerseits, um mit seinen Zweifeln bei seinem Arbeitgeber gehör zu finden. Allerdings glaubte er die ganze Zeit, Relotius wäre ungenau in Fakten, das dieser seine Geschichten frei zusammendichtere, war für ihn glatt unvorstellbar.
Zu Beginn handelt das Buch stark von den Eigenbefindlichkeiten des Journalisten Juan Moreno und des Spiegels, erst im letzten Drittel wird der Konflikt wirklich spannend, als der ‚Pauschalst‘, der Moreno im Journalistensprech war, sich gegen die machtverwöhnte Spiegel-Hierarchie stellte. Da wird ‚Tausend Zeilen Lüge‘ schließlich zum Lehrstück über die Blindheit eines Systems, das sich der Aufklärung verschrieben hat, wo aber längst Rennomee und Karrieredenken über diese triumphieren.
Ein Lesetipp von M. Freerix