Lesereihe „Künstlerschriftstellerinnen“
Wir stellen mit dieser Reihe Frauen vor, die immer ihren unabhängigen Weg gegangen sind, indem sie konsequent ihrer visuellen Neugier folgten (oder folgen) und sich im Schreiben mit ihrer gesellschaftlichen Situation auseinander gesetzt haben.
Wobei das kulturpolitische Handicap, in unterschiedlichen Medien gleichzeitig zu arbeiten, in dieser Reihe in ein positives Vorzeichen umgewandelt wird, denn diesen Frauen ging und geht es nicht um Markt, um Vermarktung, sondern allein um die Formulierung von kreativen Ideen aus sich selbst heraus. Wobei Künstlerinnen wie zum Beispiel Leonora Carrington oder Marguerite Duras, oberflächlich betrachtet, zunächst einmal über wenig künstlerische Gemeinsamkeiten verfügen. Genauer betrachtet ähneln sich ihre Lebensentwürfe jedoch in ihren Bemühungen, Grenzen zu überschreiten und Eingrenzungen zu ignorieren.
16.05.2019
Claudia Basrawi (geb. 1962)
Die Schriftstellerin und Zeichnerin Claudia Basrawi wurde in Beirut geboren. Sie wuchs in Hannover auf, hat später in Berlin Arabistik und Politik studiert und verbrachte Ende der achtziger knapp zwei Jahre in Damaskus, um dort die arabische Sprache zu lernen. Ihre Bücher, Texte und Theaterstücke beschäftigen sich zu einem Großteil mit dem deutsch-arabischen Verhältnis, wie auch ihre Tätigkeit als Schauspielerin, Herausgeberin und Übersetzerin.
13.06.2019
Monika Rinck (geb. 1969)
Malen und Schreiben begann für Monika Rinck beinahe gleichzeitig. Sie studierte vergleichende Literaturwissenschaften, Religionswissenschaft und Geschichte an verschiedenen Universitäten, teilweise in den USA. Neben dem Verfassen von Lyrik und Essays stand gleichauf die zeichnerische Tätigkeit, wobei sie häufig Schrift und Bild miteinander kombiniert, gelegentlich in Comics. Derzeit unterrichtet sie an Universitäten, übersetzt und schreibt, nicht selten, Texte zu Songs, was noch ein weiteres ihrer Wirkungsfelder öffnet.
22.08.2019
Margaret Tait (1918 – 1999)
Die Schottin Tait wurde auf den Orkneyinseln geboren, wo sie, bis auf ihre Studienzeit an der Universität von Edinburgh, ihr ganzes Leben verbracht hat. Die Dichtung war ihr erstes Ausdrucksmittel, doch mit dem Erwerb einer 16mm Kamera gesellte sich der experimentelle Film neben diese künstlerische Tätigkeit. ‚One in One‘ von 1951 ist ihr erster fertig gestellter Film, doch ab 1959 konnte sie auch Bücher mit Gedichten und Kurzgeschichten veröffentlichen. 1992 gelang ihr sogar, mit ‚Blue Black Permanent‘ die Herstellung eines langen Spielfilmes, zu dem sie auch das Drehbuch verfasste. Seit ihrem Tod wird jährlich auf dem Glasgow Film Festival der ‚Margaret Tait-Preis‘ vergeben.
06.09.2019
Claude Cahun (1894 – 1954)
Als Tochter der wohlsituierten Intellektuellenfamilie genoss Lucy Schwob, die sich später Claude Cahun nannte, eine gute Ausbildung, und es war ihr schon frühzeitig möglich, in Zeitschriften Texte zu veröffentlichen und sich künstlerisch zu betätigen. Gemeinsam mit ihrer Stiefschwester und Lebensgefährtin Suzanne Malherbe betrieb sie 15 Jahre lang einen Künstlersalon in Paris. Sie photographierte, collagierte, spielte in surrealistischen Theaterstücken mit, schrieb und verkehrte im Kreis der Surrealisten um Andre Breton. In ihren Schriften und mittels ihres photographischen Schaffens wandte sie sich als Kommunistin gegen den Faschismus und focht zeitlebens für die Freiheit des Denkens und der Emanzipation des Individuums. Nach der Besetzung Frankreichs durch die Nazi-Armeen zog sie sich auf die Insel Jersey zurück, wo sie 1944 fest genommen wurde und zehn Monate in Haft verbrachte. Große Teile ihres Werkes wurden durch die Razzia der Gestapo zerstört. 1954 starb sie auf Jersey.
18.10.2019
Ricoh Gerbl
Ricoh Gerbl lebt seit Ende der achtziger Jahre in Berlin, wo sie erst nach längerer Anlaufphase ihre Arbeit als bildende Künstlerin im Medium Fotografie aufgenommen hat. Außerdem schrieb sie einen Roman (Henri. Eine Verpuffung, 2005) sowie eine Sammlung von Kurzgeschichten (Leben im Luxus, 2006) und arbeitet parallel zu ihrer literarischen Tätigkeit weiter als bildende Künstlerin.
14.11.2019
Marguerite Duras (1914 – 1996)
Duras war Tochter eines Lehrerehepaares und wuchs in Vietnam (dem damaligen Indochina) auf. Nach erfolgreich absolviertem Studium in Paris schloss sie sich zunächst der Resistance an, und publizierte gleichzeitig 1943 ihren Romanerstling, der recht unbeachtet blieb. Aber der zweite, ‚Un barrage contra le Pacifique‘, konnte 1950 ein Erfolg werden, und brachte ihr das Interesse von Filmregisseuren ein, woraufhin sie an Filmarbeiten beteiligt wurde und 1957 das Drehbuch zu ‚Hiroshima mon amour‘ (Regie: Alain Resnais) schrieb. Dessen Erfolg führte zu weiteren Drehbüchern, und schließlich zu eigenen Regiearbeiten, von denen ‚La Musical‘ (1966) der erste ist. Weiterhin erschienen nun neue Bücher, und Jahr und Jahr, bis 1984, neue Filme von ihr. Daneben auch noch Theaterstücke und zahllose Artikel für Zeitschriften.
12.12.2019
Leonora Carrington (1917 – 2011)
Vor dem Hintergrund einer gutbürgerlichen Hintergrund mit Gouvernanten und Internatsaufenthalten begann Carrington früh, sich dem Spiel ihrer Fantasie hinzugeben. Mit 18 begann sie ein Studium der Malerei. Früh zeichnete sich ab, das ihr übersinnliche, phantastische Bilderwelten sehr lagen. „Ich malte ganz für mich und dachte nie, das irgendjemand meine Arbeiten kaufen würde,“ sagte sie einmal über sich. Ähnlich verhält es sich mit ihrem Schreiben, mit dem sie bereits in ihrer Jugend anfing. Erste Kurzgeschichten konnte sie bereits in den dreißiger Jahren veröffentlichen. Intensiver widmete sie sich dem Schreiben, nachdem sie 1940 auf der Flucht vor den Deutschen und anschließender Festnahme über Jahre in einem spanischen Krankenhaus eingesperrt war. Schließlich gelang ihr die Flucht von dort und anschließend die Ausreise nach Mexiko, wo sie eine der bedeutendsten Malerinnen des Landes wurde.
Diese Reihe wird gefördert mit Mitteln des Bezirkskulturfonds des Bezirksamtes Lichtenberg von Berlin.
Alle Angaben ohne Gewähr, die Reihe wird 2020 fortgesetzt.