Tatsächlich sind meine Träume frei von Monotonie des Schicksals und laden fast dazu ein, die Begebenheiten in ihrer farblosen Eintönigkeit aus dem Gedächtnis zu tilgen, ihre Umrisse auszuradieren, sie der Zeit zu unterschlagen und nur die unmerkliche Veränderung darin zu erfassen, die wie vibrierende Libellenflügel über schillerndem Wasser auf der Stelle verharrt“.
Schön aufgeschrieben, formuliert und wahrscheinlich auch gut übersetzt (V.v.Koskull) – oder?
Doch was will man sich schon anmassen und literarisch bewerten. Hier wird ein Buch empfohlen, das nach Klappentext von einer ‚der wichtigsten Stimmen der italienischen Literatur der Moderne‘ verfasst wurde: Marina Jarre (1925-2016).
Hierzulande kaum bekannt, doch selbst aufmerksam geworden über eine Zeitschriftenkritik vor einem halben Jahr, lagen die gut 200 Seiten da, um gelesen zu werden. Weil der Titel neugierig machte ?
Im Nachhinein verwunderlich, wie die Familiensaga in solch schmalen Band passt – und dann mitnehmen kann in die Gefühlswelten einer wahrlich ungewöhnlichen Frau. Sie lässt an ihrer Biographie teilhaben, und vermittelt dabei eine Ahnung, wie man wird, was man ist, und wie man damit zurecht kommt. Temperamente, Religionen, Kriege, Regionen in Europa, die den meisten heute fremd sein dürften. Ängste, Blockaden und Möglichkeiten im sozialen Gefüge, die alle kennen, so sie bereit sind, reflektieren zu wollen.
Schreibt sie nebenher, dass sie dann den ganzen Proust noch einmal gelesen hat, weil … Ja weil … Bleiben wir bei dieser Buchempfehlung – modern – zeitlos – klassisch – noch zu entdecken, abseits des best Sellerie.
Ein Lesetipp von Thomas Lang

Hanser Berlin, HC 224 Seiten, ISBN 978-3-446-28140-0, 24,00 €