Die unglaubliche Geschichte einer Selbsterneuerung!
Zunächst wähnt man sich in einer weiteren melodramatischen Erzählung vom New Yorker Szeneleben, wie sie von Hanya Yanagihara (Ein wenig Leben) oder Siri Hustvedt (Die gleisende Welt) so unnachahmlich geschrieben werden, doch dann, sukzessive und fast unmerklich wird es sehr, sehr lustig.
Eine Frau, die perfekte Looks vorzuweisen hat und alle Oberflächenwerte bedienen kann, die ihre mondäne Umgebung von ihr abfordert, gerät in eine depressive Krise. Sie ist überzeugt davon, wenn sie ein Jahr lang schlafen würde, könne sie sich durch die Traumarbeit ihres Unbewußten erneuern. Mit einigen aberwitzigen, doch überzeugenden Argumenten bringt sie eine zunehmend immer verwirrter werdende Psychiaterin dazu, ihr Unmengen unterschiedlicher Schlafmittel zu verschreiben. Und fällt tatsächlich in tagelangen Tiefschlaf oder etwa nicht? Manchmal wacht sie auf und stellt fest, dass sie im Schlaf die Wohnung verlassen haben muss, das erkennt sie an einer riesigen angebissenen Gurke auf dem Küchentisch oder an fünf angelutschten Eis-am-Stiel-Stielen auf ihrem Kopfkissen, Dinge, die sie nicht erinnert eingekauft zu haben. Außerdem entdeckt sie auf ihren Rechner todespeinliche Mails an ihre Freunde! Sie braucht eine Person, der sie ihren Schlaf anvertrauen kann!
Hier wird eine seltsame Geschichte erzählt, sie handelt von Schlaf- und Betäubungsmitteln, von der Vision einer Heilung durch Abwesenheit und natürlich vom Wunsch auf ein freudiges Erwachen. Sie endet im Oktober 2001.
Ottessa Moshfegh debütierte 2014 mit McGlue als Romanschriftstellerin. Sie wurde dafür mit dem Believer Book Award und dem Fence Modern Prize ausgezeichnet. Für ihr zweites Werk Eileen erhielt 2016 den Hemingway Foundation PEN Award und gelangte im selben Jahr auf die Shoertlist des Man Book Prize.
Während Ottessa Moshfegh Mein Jahr der Ruhe und Entspannung schrieb, ließ sie sich von Joni Mitchells Stimme inspirieren, sie wollte dem Buch ein Zitat aus einem Mitchell-Songs voranstellen, und weil ihr Verlag nicht einverstanden war, zahlte sie die notwendigen 700 Dollars aus eigener Tasche. Die deutsche Ausgabe hat das Zitat aus „The Wolf That Lives in Lindsey“ nicht übernommen:
„If you’re smart or rich or lucky
Maybe you’ll beat the laws of man
But the inner law of spirit
And the outer laws of nature
No man can
No, no man can…
Ottessa Moshfegh steht auf der Granta-Liste der zwanzig besten jungen Autoren der USA.
Ein Lesetipp von Elfe Brandenburger
Großartige Besprechung vonElfe.
Die Autorin war mir nicht bekannt. Wie gut, dass man immer wieder überrascht wird.Vielleicht wacht die Heldin dieses Buches nach einem Jahr rundum erneuert auf.
Werde ich lesen, danke für den Tipp.
Martina Kaernbach
1.Oktober 2019