Romain Gary (Émile Ajar)
Du hast das Leben vor dir
Monsieur Hamil sagt, Momo habe eine Gabe für das Unaussprechliche.
Womit er absolut recht hat! Und Monsieur Hamil muß es wissen, er ist uralt und bringt Momo alles bei, was er braucht, um das Leben zu verstehen.
Der zehnjährige Mohammed (Momo) erzählt uns in einem Rutsch sein gesamtes Leben bis zu dem Zeitpunkt an dem er plötzlich 14 Jahre alt wird. Er erzählt es uns ganz persönlich, spricht uns Leser_innen direkt mit „Sie“ an oder etwa doch nicht uns?
Er erklärt uns alles, was wir nicht wissen können, alles, was er zu sagen hat, fast atemlos, als hätte ihm noch nie jemand zugehört. Er erzählt von Madame Rosa, seiner Ziehmutter, die als als Jüdin in Auschwitz war und den Auftrag hat ihn zum Moslem zu erziehen. Er erzählt von Madame Lola der Transsexuellen aus Benin, die den beiden unter die Arme greift, wenn es mit dem Geld mal wieder nicht ausgeht. Er breitet vor uns den Kosmos des Pariser Belleville der 70er Jahre aus, in seiner ganz eigenen Sprache und Sichtweise. Er spuckt uns seine Erfahrungen regelrecht vor die Füsse. Voller Hingabe und Wärme für alle, denen das Leben recht übel mitgespielt hat.
Romain Gary hat über 30 Romane geschrieben unter fünf verschiedenen Pseudonymen. Weshalb er zum Ärgernis vieler Kollegen gleich zweimal den Prix Goncourt einheimste. Er gilt unter seinen Schriftstellerkolleg_innen als Chamäleon, weil er unter jedem Pseudonym einen völlig anderen Stil verfolgt. Weitere von Romain Gary benutzte Pseudonyme sind Shatan Bogat, Lucien Brûlard und Fosco Sinibaldi und natürlich Émile Ajar.
Ein Tipp von Elfe
Romain Gary – Du hast das Leben vor dir
Deutsche Übersetzung von Christoph Roherer 2017