Noch einmal Céspedes! Ein Buch besser als das andere!
Valeria lebt im Rom der Nachkriegszeit und führt ein bescheidenes, unscheinbares Leben als Mutter, Ehefrau und Büroangestellte. Seit Jahren hört sie kaum noch ihren eigenen Namen; selbst ihr Mann nennt sie „mamma“. Eines Tages, während ihr Mann seinen Mittagsschlaf macht, bemerkt sie, dass keine Zigaretten mehr im Haus sind – eine Katastrophe! Wenn er aufwacht, möchte er rauchen. Sie eilt zum Tabakladen, um welche zu besorgen. An der Kasse liegt ein Stapel gerade eingetroffener Notizhefte. Valeria ist arm; jeder Cent wird dreimal umgedreht, und ihr Mann ist streng.
Doch sie kann der Versuchung nicht widerstehen und heimlich kauft sie eins der schwarzen Hefte, versteckt es täglich an einem anderen Ort im Haus – in panischer Angst, ihre Kinder oder ihr Ehemann könnten es finden und sie verspotten oder bestrafen. Von Tag zu Tag schreibt sie sich sukzessive in eine innere Distanz hinein. Wie bei einem Puzzles-Spiel setzt sich vor ihren Augen Teilchen für Teilchen die fatale Ungerechtigkeit ihres Lebens zusammen.
Im unablässigen Dialog mit sich selbst und ihrem neu gewonnenen Bewußtsein zieht sie ihre Konsequenzen. Schreiben als Befreiung aus erbärmlichen Umständen! Als Loslösung von patriarchalen Selbstverständlichkeiten.
Das verbotene Notizbuch wirkt wie eine italienische Version von Virginia Woolfs „Ein Zimmer für sich allein“! Cespedes hat über zehn weitere Bücher geschrieben, und wir warten ungeduldig auf die nächsten Übersetzungen!
Alba de Céspedes wurde 1911 in Rom geboren, als Tochter eines kubanischen Vaters und einer italienischen Mutter. Während des Zweiten Weltkrieges war de Céspedes im aktiven antifaschistischen Widerstand und wurde zweimal inhaftiert. Später arbeitete sie als Radio- und Fernsehjournalistin, schrieb Prosa, Lyrik und fürs Theater. Ihre Romane waren internationale Bestseller. Ihr erstes Buch Der Ruf ans andere Ufer (Nessuno torna indietro) wurde in Italien verboten, mit der Begründung, dass ihre Protagonistinnen zu unabhängig und zu intelligent rüberkämen und dem Frauenbild der Faschisten widersprächen.
Ein Lesetipp von Elfe Brandenburger