Bernd Beyer: 71/72 – Die Saison der Träumer

Bernd Beyer: 71/72 – Die Saison der Träumer

Dieser Tage die Pressemitteilung: ab sofort darf die Regenbogenfahne geflaggt werden – offiziell –
Ein Erlass und hier der Anlass für die Einlassung: Sport, Musik und Politik in einem Buch – absolut lesenswert.
Dann der Tagesthemenbeitrag im April : vor 50 Jahren die erste Demo für sexuelle Freizügigkeit – Homosexualität – in Münster ! – die Akteure erinnern sich … und wer wurde Deutscher Meister: Bayern München – 101 eigene Tore in einer Spielzeit – bis heute unerreicht (zwei Spieltage vor Toreschluss fehlen jetzt noch 8 an der Zahl, um den Rekord von damals einzustellen).

Und seit gestern Boris im Gefängnis und damals Uli, der Hoeneß, noch mit Amateurstatus bei Olympia dabei, gegen Ungarn, aber dann abgesagt, weil Terror 1972 – und dann gegen die DDR verloren …. War da der Streich dabei, der jetzt verstorben, und von dem Anekdote im Nachruf in der SZ herumgereicht wird, dass er sein eingetauschtes Pelé Trikot in seiner Werkstatt und zum Rasenmähen überstreifte – der Bomber des Ostens …?

Der Spieler Nöldner wird auf jeden Fall erwähnt, der Sohn von dem Nöldner, wie die Käthe Tucholla die Frau von dem Felix Tucholla, der die Machenschaften des Mielke vor einem 1/2 Jahrhundert beklagt, als ein Club kurzerhand nach Fft./Oder religiert wurde, damit Dynamo hier zum Zuge käme – welche Schieberei…

Doch auch ein Hupka hat sein Parteibuch gewechselt – war ja vertrieben – und der Brandt war Hamlet als Spielmacher – und seine Wiederwahl basierte auf – unerreichten – 91 % Wahlbeteiligung – echt jetzt – anno `72…
Ein Spieler Fuchs, der 1912 zehn Mal gegen Russland eingelocht hat, von Müller unerreicht, von den Nazis vertrieben, von Herberger ! 1972 eingeladen, von den Apparatschicks des DFB mit der braunen Vergangenheit übergangen, in Kanada verstorben, statt mindestens Ehrengast zu sein.

Beim Fussball, ja beim Fussball – den Rio Reiser gar nicht interessierte, sodass er den Besuch von Paul Breitner in seiner WG verschlief – und wie kann es dennoch gelingen, ein Buch mit ihm und Libuda und Heinrich Böll zu schreiben – das unter die Haut geht. Protagonisten ihrer Zeit, einer Spielzeit in Deutschland, als geschoben und gejubelt wurde, zwischen Haarnetzen und Radikalenerlass, 2.Juni und Bonisegna –

Gerade in diesen Tagen, da man nicht weiss, ob das letzte noch ausstehende – weil bereits ausserordentlich schon verschobene – Qualifikationsspiel zwischen der Ukraine und Schottland zur Teilnahme in diesem Katarrh des Ballgespieles stattfinden kann – und zweifelt, ob denn nach dem Spiel vor dem Spiel, und nach dem Krieg dann der Frieden…

Doch in einem der wenigen Stadt Quartieren, in denen die Koexistenz von Fussballplatz und Wohnen für Toleranz und Respekt in der Stadt stehen, Victoria United und Musik drin sind, wird man zumindest noch ein Lied im Kopf haben dürfen – und sich beim Lesen daran erinnert fühlen :

„Ich hab’ geträumt, der Winter wär vorbei, du warst hier und wir waren frei, und die Morgensonne schien…“

Ein Buchtipp von T.Lang, 04.2022

Cover_71/72

71/72 – Die Saison der Träumer
Autor: Bernd Beyer
352 Seiten, gebunden
Die Werkstatt
Euro 22,00 (D)
ISBN 978-3-730-70540-7

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vonpaula

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