MARCUS O’DAIR – DIFFERENT EVERY TIME: THE AUTHORISED BIOGRAPHY OF ROBERT WYATT –
Ein Tipp von M. Freerix –
70 Jahre ist er gerade geworden, Robert Wyatt, der Musiker und Kommunist. Er spielte mit Jimi Hendrix, Kevin Ayers oder Brian Eno, entdeckte zwischendurch Mike Oldfield, und ist doch vor allem ein Außenseiter geblieben, was ihn gerade heute wieder so interessant macht.
Aufgewachsen in einem äußerst liberalen Elternhaus verließ er dieses frühzeitig und zog nach Mallorca, um beim Familienfreund und Dichter Robert Graves zu leben. Auch Wyatt dichtete damals, fühlte sich allerdings zwanghaft zur Musik hingezogen und gründete in Canterbury die Band The Wylde Flowers, aus denen später Soft Machine wurden und mit der er Mitte der sechziger den UFO-Club rockte, gemeinsam mit Pink Floyd. Deren Mastermind Syd Barrett war ein enger Freund und Wegbegleiter, bevor er durchdrehte. Auch bei Wyatt hinterließen die wilden Sechziger tiefe Spuren, der dem Alkohol verfiel und 1973 bei einer Geburtstagsparty im betrunkenen Zustand aus dem 2. Stock fiel. Er erinnert sich, dass er eigentlich die Absicht hatte, ganz elegant an einem Fallrohr in den Hof zu gleiten. Im Krankenhaus aufgewacht eröffneten ihm die Ärzte, dass er von der Hüfte an gelähmt sei. Nun war es aus mit dem Schlagzeugspiel. Überhaupt schien die Musik von diesem Zeitpunkt an ein Ding der Vergangenheit, doch wie sich Wyatt aus dem Krankenhaus heraus arbeitete und sich unverrichteter Dinge ans Klavier setzte, um dieses Instrument zu lernen, ist wirklich einer der eindrucksvollsten Teile dieses Buches. Seine Frau, die Malerin Alfreda Benge half ihm aufopferungsvoll. Wyatt gelang es mit ihrer Unterstützung, eine zweite Karriere ‚auf die Beine’ zu stellen, selbst wenn er dabei im Rollstuhl saß. 12 Alben sind seither entstanden, unterbrochen von einer Zeit, in der sich Wyatt zu Beginn der 80er Jahre vollkommen auf die kommunistische Partei Englands konzentrierte, sicher auch, weil in dieser Zeit die faschistische ‚National Front’ mehr und mehr an politischem Einfluss gewann.
In seinem Leben hat sich Robert Wyatt mit vielen Menschen dauerhaft angefreundet, David Gilmour, der Roxy Music-Gitarrist Phil Manzanera, Brian Eno, Carla Bley oder die Schauspielerin Julie Christie sind nur die Bekannteren unter ihnen. Das Buch erzählt viele Geschichten vom Leben mit und in der Musik, und weniger eigentlich vom Leben im Rollstuhl. Dabei ist Wyatt vielleicht der bekannteste ‚behinderte’ Musiker der Gegenwart.
384 Seiten
Verlag: Serpent’s Tail
Sprache: Englisch
ISBN-13: 978-1846687594